Mitte März wurde bekannt gegeben, dass die Japanische Zentral ,,Nippon Geko‘‘ unter der Führung von Ueda Kazuo, nach mehr als 17 Jahren den Leitzins anheben möchte.
Dies bedeutet, dass der Leitzins nicht mehr negativ ist, sondern sich das erste mal nach 17 Jahre bei ca. 0,1% finden wird. Der Schritt zeigt eine richtige Richtung hin zu normaler Geldpolitik.
Aber wieso, war der Leitzins in Japan so lange so niedrig? Geschweige denn Negativ? Und was ist meines Erachtens nach das allgemeine Problem der Wirtschaft in Japan?
Historie
Rückwirkend betrachtet konnte sich Japan nach dem zweiten Weltkrieg gut erholen und vor allem gut behaupten. Unter der Aufsicht der USA, die nach dem Abwurf der zwei Atombomben als klarer Gewinner hervorging, wurde das Japan wie wir es heute kennen neugestrickt. Der Kaiser wurde abgesetzt, er stand nur noch symbolisch im Rampenlicht. Ein Premierminister wurde ernannt und eine neue Verfassung wurde aufgesetzt. Diese Verfassung von 1946 zeigt im neunten Artikel folgendes auf:
Art. 9
1In aufrichtigem Streben nach einem auf Gerechtigkeit und Ordnung gegründeten internationalen Frieden verzichtet das japanische Volk für alle Zeiten auf den Krieg als ein souveränes Recht der Nation und auf die Androhung oder Ausübung von Gewalt als Mittel zur Beilegung internationaler Streitigkeiten.
2Um das Ziel des vorhergehenden Absatzes zu erreichen, werden keine Land-, See- und Luftstreitkräfte oder sonstige Kriegsmittel unterhalten. Ein Recht des Staates zur Kriegführung wird nicht anerkannt.
Wikipedia
Das Resultat, der Pazifismus galt und gilt bis heute für Japan. Japan steht bis heute unter den Fittichen der USA. Dadurch das Japan keine Ausgaben für das Militär hatte konnte sich das Land schnell wieder aufbauen und das Augenmerk auf die Wirtschaft richten, selbst als die Vereinigten Staaten den Krieg in Korea oder sogar in Vietnam führten. Denn wie bereits erkenntlich ist, darf Japan keinen Krieg mehr führen oder Kriegsgeräte erwerben. Gerade der Koreakrieg könnte damals sehr schmerzlich gewesen sein, denn Korea war einst eine Kolonie der Japaner und hätte für die USA ein gutes Argument geboten Japan für den Krieg zu werben.
Dennoch blieb es dabei, dass Japan seitdem in keinem weiteren Krieg mehr involviert war. Die Wirtschaft konnte wachsen, es wurden in den 1960er Wachstums raten von zehn bis 14 Prozent erreicht. In den 19070er war Japan sogar die zweit größte Volkswirtschaft der Welt. All dies konnte nur das Ergebnis durch eine stark aufgestellte Wirtschaft sein. Japan hatte in der Historie das Image, von einer kostengünstiger Produktion. So gab es zum Beispiel die Autoproduktion oder die Unterhaltungselektronik, die sehr gut in der Masse und vor allem kostengünstig Produkte herstellen konnte. Ein Nachteil hat Japan damals wie heute, es ist nicht Reich an Ressourcen und es besitzt eine Landwirtschaft die ihr Volk nicht ernähren kann. Im Jahr 1985 entstand durch diese eingetretene Lage, ein Abkommen mit mehreren Staaten wie der USA und dem Vereinigten Königreich im Plaza Hotel, New York City. Dieses Abkommen zielte darauf ab, dass die Unterhaltungselektronik zwar weiter produziert und verkauft werden konnte, der YEN wurde für den Export gestärkt und Japan konnte die wichtigen benötigten Rohstoffen importieren. Dadurch sollte ein Konkurrenzkampf oder gar ein Handelskrieg der Staaten gegenüber Japan vermieden werden. Die Folge des starken YEN war, dass in den 1980er bis zum Jahr 1991 die Immobilienpreise, sowie die Aktienbewertungen und allgemein die Wirtschaft wuchs. Bis die Blase platze. Die Deflation, die von Ökonomen schlimmer betrachtet wird fand sich ein. Man spricht auch von ,,the lost decade‘‘ also das verlorene Jahrzehnt.
Heute
Die Deflation sorgte dafür, dass in Japan die Geldpolitik angepasst wurde. Bis heute versucht die Japanische Notenbank, Nippon Geko durch ihre Geldpolitik die Wirtschaft im Gang zu bringen. Dabei wurde sogenannte ,,Quantitative Lockerungen‘‘ eingeführt. Diese neuen Geldpolitischen Mechanismen, sind alles andere als die vertrauten Geldpoltischen mittel, die Beispielsweise die Europäische Zentral Bank nutzt. So kaufte die Bank of Japan Beispielsweise nicht nur Staatsanleihen sondern auch Aktien und Immobilien auf. Des Weiteren wurden unteranderem die Zinsen gesenkt um die Wirtschaft wieder anzukurbeln. All dies führte zu den heutigen Ausgangspunkt.
Wichtig hierbei zu erwähnen ist , dass die Wirtschaft nicht immer im Einklang mit den Finanzmarkt und vor allem mit dem Aktienmarkt steht. Wie die Grafik zeigt, hat sich der Nikkei von den Höchstständen in den 1980er bei fast 40.000 Punkten nach dem platzen der Blase mehr als halbiert. Dennoch schaffte es der Nikkei im Zuge der letzten Jahre diese Marke der 40.000 Punkten erneut zu erreichen. Auch wenn dies mehrere Jahre gedauert hat. Im Gegensatz dazu zeigt die Wirtschaft bei dem Wachstum des BIPs eine durchschnittliche Rate von einem Prozent der letzten 60 Jahre auf. 2010 trat Japan die Position als zweitgrößte Volkswirtschaft an China ab. Mittlerweile ist Japan nur noch die viertgrößte Volkswirtschaft. Davor ist Deutschland. Im Vergleich zur Chinas Wirtschaftskraft ist diese mittlerweile viermal so groß wie die Wirtschaftsleistung Japans.
Durch die Beanspruchungen japanischer Territorien Chinas im Südchinesischen Meer, fühlt sich die japanische Regierung gefährdet. In der Region kommt es immer wieder zu Spannungen sei es durch die jeweiligen Küstenwachen oder Fischerbooten. Dies veranlasste Japan von seinem Artikel 9 im Grundgesetz abzusehen. Indirekt investiert die japanische Regierung 2% ihres BIPs in die Armee, auch wenn es das Grundgesetz von 1946 eigentlich nicht erlaubt. Dies zeigt, dass Japan auf einen möglichen Überfalls Chinas gewappnet sein möchte.
Ausblick
Ich sehe vier Faktoren für die Zukunft Japans als kritisch. Diese Kritikpunkte können in meinen Augen die Wirtschaft beeinflussen. Sowie natürlich auch die Investitionen in japanischen Aktienunternehmen. Ich empfinde es als ratsam sich mit diesen Punkten auseinander zu setzen, bevor man eine Investition in einer japanischen Aktie anstrebt.
- Die japanische Bevölkerung wird immer älter, hinzu kommt, dass die Geburtenrate abflacht. Ähnlich wie in Deutschland hat Japan mit dem Demographischen Wandel zu kämpfen. Das bedeutet, dass selbst heute schon das Rentensystem und der Arbeitsmarkt vor einer großen Herausforderungen stehen. Wie wird es wohl zukünftig aussehen? Wenn heute schon die Arbeitnehmer fehlen, die mit unteranderem für die Wirtschaftliche Leistungen verantwortlich sind, wie wird es wohl mit den älter werden Menschen weiter gehen? In Japan gibt es nicht, anders wie in Europa eine Einwanderungspolitik die den Fachkräftemangel entgegenkommen soll. Die Grafik von Statista zeigt auf wie hoch die Bevölkerungsanzahl von 1950 war und wie diese bis zum Jahr 2050 sein wird. Ebenfalls im gleichen Zeitraum zeigt die zweite Grafik das Durchschnittsalter die japanischen Bevölkerung. Zu erkennen ist, dass wie bereits erwähnt diese immer älter wird.
2. Das Ende des Pazifismus: Die politischen Spannungen zu China und das aufrüsten der Armee könnte ebenfalls ein Problem darstellen. Denn die Investitionen in die Armee könnten woanders zugutekommen. Die Volksrepublik kann das Aufrüsten auch als eine Provokation wahrnehmen. Wenn ein Funke das Fass zum Überlaufen bringt könnt dies ein erhebliches Ausmaß annehmen.
3. Die Verschuldung Japans gegenüber des BIPs ist in den letzten Jahren rapide angestiegen. Diese Staatsschuldenquote liegt mittlerweile bei ca. 256%. Damit liegt Japan weltweit auf dem ersten Platz. Im Vergleich steht Deutschland auf dem 71 Platz weltweit und weist eine Staatsschuldenquote von ca. 66% auf.
4. Die bereits genannten Quantitativen Lockerungen, sowie die expansive Geldpolitik haben in der Historie nicht viel Wirkung gezeigt, um die Wirtschaft von Japan zum Wachstum zu verhelfen. Welche Maßnahmen müssen noch erfunden werden, damit das Nullsummenspiel ein Ende hat?!
Quellen:
Japan ist dem Westen um 10 Jahre voraus | WirtschaftsWissen (youtube.com)
Suche | Statista (openathens.net)
Artikel 9 der japanischen Verfassung – Wikipedia
Japan: Ende des Pazifismus? | Doku HD | ARTE (youtube.com)
NIKKEI 225 Entwicklung seit 1973 | finanzen.net
das durchschnittliche bip wachstum japans – Google Suche
Liste der Länder nach Staatsschuldenquote – Wikipedia
www.handelsblatt.de Zinswende: Japans Notenbank erwägt offenbar Zinserhöhung im Juli oder Oktober (handelsblatt.com)
Vielen Dank für deinen Artikel!
Gerne!