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InterDigital: Hidden Champion mit 30.000 Patenten?

Du wirst noch nie etwas von diesem US-Amerikanische Unternehmen gehört haben. Mir ging es ebenfalls so. Bis ich die Folge von dem Podcast Business Breakdowns über InterDigital gehört habe. Bevor ich angefangen haben mich weiter über dieses Unternehmen einzulesen, habe ich auf den gängigen Plattformen nach deutschen Analysen oder anderen Videos über dieses Unternehmen gesucht. Pustekuchen ich habe nichts gefunden. Dieses Unternehmen ist unter dem Radar der Investoren, was ich einerseits nachvollziehen kann. Dazu aber in der Analyse mehr.

Das Unternehmen wurde 1972 in Philadelphia, Pennsylvania, Vereinigten Staaten gegründet. 1981 ging es im Rahmen des IPOs an die Börse. Der aktuelle Ceo ist Liren Chen, dieser ist seit dem 05. April 2021 im Unternehmen und als Ceo tätig. Davor arbeitete Herr Chen fast 25 Jahre bei Qualcomm.

WKN: A0MWY3 ISIN: US45867G1013 Symbol: IDCC

Quelle: Google

Das Geschäftsmodell

InterDigital entwickelt und forscht an drahtlose Kommunikation (Wireless), Video, Künstliche Intelligenz und weiteren Technologien. Dabei entwickelt das Unternehmen wichtige grundlegende Technologien, die die Kommunikation und Nutzung von Unterhaltungsdienstleistungen ermöglichen. Ein Beispiel ist die Weiterentwicklung der Mobilstandards. So ist das Unternehmen für die Nutzung des 5G verantwortlich, treibt aber auch die Entwicklung von 6G voran. Dies ermöglicht, eine noch bessere und vor allem schnellere Datenübertragung.

Das Unternehmen lizenziert die Nutzung seiner Erfindungen an Hersteller von jeglichen technologischen Produkten. So sind Kunden von InterDigital, Samsung, Sony, Apple und Lenovo. Aber nicht nur Hersteller von Smartphones, Computer oder Fernseher sind Kunden von InterDigital. Sondern auch Autohersteller wie Mercedes Benz, Ford oder VW.

Das Unternehmen zählt damit zu einer der größten Entwicklern von Wireless und Videotechnologien. Laut eigenen Angaben des Ceos sind viele der Entwicklungen erst fünf bis zehn Jahre später in den Endprodukten der jeweiligen Kunden verbaut. Das ist seiner Ansicht nach ein kritischer Bestandteil des Geschäftsmodell, da die Marktreife erst einmal eintreten muss.

Die Lizenzierungsarten

Die Lizenzierung erfolgt in zwei Formen. Einmal durch die Festpreisvereinbarung und durch die Variable Preisvereinbarung.

Die Festpreisvereinbarung ermöglicht es den Kunden für einen festgelegten Zeitraum, Patentansprüche, Produkte oder den Verkauf von Produkten in bestimmten Länder wahrzunehmen.

Dabei werden in zwei Arten der Festpreisvereinbarung unterschieden. In die Dynamischen Festpreisvereinbarung und in die Feststehende Festpreisvereinbarung.

Die Dynamische Festpreisvereinbarung ermöglicht es den Kunden auf Updates zurück zugreifen, die bei den jeweiligen Technologieportfolien durchgeführt werden.

Währenddessen bei der feststehenden Festpreisvereinbarung Kunden auf keine Updates zugreifen können.

Die Variable Preisvereinbarung hingegen ermöglicht es den Kunden nicht vorab einen definierten Pauschalen Betrag zu zahlen, sondern nach den Absatz des jeweiligen Produkts. Die Kunden die diesen Vertrag vereinbart haben, legen vierteljährlich dem Unternehmen den Verkauf ihrer Produkte vor, in denen die Technologie von InterDigital verbaut ist. Der Vorteil für InterDigital ist, dass es alle relevanten Informationen zu seiner Technologie erhält. So werden historische, aktuelle und prognostizierte Verkäufe der jeweiligen Kunden Quartal für Quartal ausgewertet. Trends können somit schnell identifiziert werden. Letztendlich auch Stillstände oder Nachfrage Rückgänge in den jeweiligen Technologien.

Was macht das Geschäftsmodell so einzigartig? Das Unternehmen ist in den folgenden genannten Bereichen Weltmarktführer und wird unter anderem von LexisNexis 2023 als einer der Innovativsten Unternehmen der Welt bezeichnet. Leider findet man kaum etwas im Internet zu InterDigital, weder auf Statista noch auf weiteren Bekannten Seiten. Das Unternehmen meidet also in gewisser Weise die Öffentlichkeit und ist zu dem kaum bekannt.

Die Kennzahlen

Das Technologieunternehmen kann mit einer Patentanzahl, sowie Anträgen von 30.000 Stück, seine Stärke und Innovationskraft in diesem Themengebiet aufzeigen!

Der Umsatz belief sich im letzten Geschäftsjahr auf Millionen 549,6 Millionen US-Dollar. 89% des Umsatzes entstehen durch die Lizenzierung, hierbei ist wichtig zu erwähnen das es Kunden gibt, die 10% oder mehr für den Umsatz verantwortlich sind. Dazu gehörten im letzten Geschäftsjahr Lenovo, Apple, Samsung und Xiaomi.

In den letzten fünf Jahren konnte der Umsatz durchschnittlich um 12,49% gesteigert werden.

Die Zusammensetzung des Umsatzes schaut wie folgt aus:

Umsatz Verteilung nach Segment
Quelle: InterDigital

Dominiert wird der Umsatz mit der Smartphonetechnologie Sparte. Danach weist der Bereich Internet of Things (IoT) und CE den zweitgrößten Umsatzanteil auf. Zuletzt schließen alle weiteren ,,anderen“ Bereiche den Umsatz ab. Unter den Catch Up Umsatz werden Umsätze definiert die durch Konstante Festpreisvereinbarungen erzielt wurden und Umsätze die rückwirkend erzielt wurden.

Die Umsatzsteigerung von 2022 auf das Geschäftsjahr 2023 in der Höhe von 20% wurden nicht durch die Steigerung von Lizenzen erzielt. Der Grund für die Steigerung war ein Gerichtsverfahren in Groß Britannien in dem Lenovo dazu verpflichtet wurde Zahlungen nachzuholen. Das Unternehmen hätte ohne diese Zahlungen einen identischen Umsatz aufgewiesen.

Weltweit teilt sich der Umsatz wie folgt auf:

Umsatz Verteilung Weltweit
Quelle: InterDigital

Das Nettoergebnis lag im Geschäftsjahr 2023 bei 214.348.000 Millionen US-Dollar. Im Gegensatz zum Geschäftsjahr 2022 lag der Gewinn 128% höher. Diese lag 2022 bei lediglich 93.348.000 Millionen US-Dollar.

Der Gewinn konnte in den letzten fünf Jahren um durchschnittlich 85,76% gesteigert werden.

Die Kriegskasse ist mit einer Milliarde US-Dollar gut gefüllt, im Vergleich zu Unternehmensgröße macht diese Liquidität ein Drittel von der Marktkapitalisierung aus. Die Marktkapitalisierung beläuft sich aktuell auf 3,73 Milliarden US-Dollar. Dies ergibt sich, wenn man die aktuellen Aktienkurs von 146 $ mit der Anzahl der ausstehenden Aktien von 25.580.000 multipliziert. Das aktuelle Umlaufvermögen weist einen Wert von 1,167 Milliarden auf.

Die Gesamtverbindlichkeiten belaufen sich auf 1,19 Milliarden US-Dollar. Vergleicht man dies mit dem Umlaufvermögen könnte man fast die ganzen Schulden begleichen. Das zollt für eine gute Bilanzstruktur.

Ein weiterer Indikator für eine gute Bilanz sind die Gewinnrücklagen. Diese belaufen sich mit 1,46 Milliarden US-Dollar.

Im letzten Geschäftsjahr kaufte InterDigital 471.115 Aktien mit einem Wert von 39.570.944 Millionen US-Dollar zurück. Seit 2014 wurden mit dem auferlegten Aktienrückkaufprogramm 1,1 Milliarden Aktien zurückgekauft.

Der Free Cashflow lag im letzten Geschäftsjahr bei 169 Millionen US-Dollar, die Dividenden Ausschüttung in der Höhe von 39,45 Millionen US-Dollar konnte dementsprechend bezahlt werden.

Weiterfolgend zeigt auch das Goodwill einen repräsentativen Wert in der Höhe von 22,4 Millionen US-Dollar zum 31. Dezember 2023 auf. Dieser Wert hat sich zum Geschäftsjahr 2022 nicht verändert.

Die Finanzkennzahlen

Quelle: InterDigital

In dem letzten Jahr konnte die Aktie einiges an Kursgewinnen verzeichnen. In dieser Tabelle sieht man, wie sich die InterDigital Aktie im Vergleich zu den Indizes, den Nasdaq und Russell 200 entwickeln konnte. Der Ausgangswert ist ein Investment von 100$ im Dezember 2018 in den beiden Indizes und in der Aktie. Wichtig hierbei ist, dass auch die Dividenden von InterDigital reinvestiert wurden. Somit konnte die Aktie den Markt schlagen. In den Jahren zuvor zeichnete sich jedoch ein anderes Bild ab. Ein Grund für die positive Entwicklung im letzten Geschäftsjahr kann unter anderem der KI Hype sein.

In diesem Jahr konnte die Aktie bislang an 71% zu legen.

Die Umsatzrendite liegt für das letzte Geschäftsjahr bei 39%. Das bedeutet für jeden US-Dollar der umgesetzt wird, das Unternehmen 0,39 US-Dollar erwirtschaftet. Im Geschäftsjahr 2022 lag die Umsatzrendite die bei 20%. In den letzten fünf Geschäftsjahren lag die Umsatzrendite bei durchschnittlich 18%.

Das aktuelle KGV liegt bei 18,36.

Die aktuelle Dividendenrendite liegt bei 1,02%. Die Dividendenzahlung lag im letzten Geschäftsjahr bei 1,50$. Diese wurde erst des zweite mal in Folge erhöht und seit elf Jahren nicht gesenkt. Von steigenden Dividenden Zahlungen jedes Jahr darf also als in Investor nicht ausgehen.

Wieso das Unternehmen kaum bekannt ist

Es sind Vermutungen meinerseits, die ich in den Raum stelle. Das Unternehmen hat in Gegensatz zu Fortune 500 Unternehmen sehr wenige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Der größte Teil dieser sind Ingenieure. Das Unternehmen beschreibt seine Tätigkeit als Entwicklung und Forschung. Meiner Ansicht nach ist es eher Nahe einer Fakultät einer Universität, als ein Unternehmen. So wird es auch durch den Markt bewerteten. Zwar ist ein Wachstum wie ersichtlich geworden ist in den letzten Jahren vorhanden gewesen, jedoch profitiert das Unternehmen kaum von anorganischen Wachstum. Die Frage lautet dahingehend, wie denn auch? Denn das geistige Eigentum das geschaffen wird, wird patentiert und lizenziert. Es gibt kein weiteres Unternehmen, meiner Auffassung nach, welches in diesem Geschäftsfeld tätig ist. Durch die Lizenzierung wird jedoch im Vergleich zu anderen großen Playern aus der Technologie Branche ein niedriger Umsatz generiert. Ein weiteres Merkmal dafür, dass das Unternehmen immer noch so klein ist.

Weitere neue erschlossene Geschäftsfelder könnten außerdem für Wachstum und Diversifizierung sorgen. Die Frage lautet hier wie sinnvoll es ist etwas Neues zu Beginnen, in dem das Unternehmen noch keine Erfahrung hat. Manchmal bewährt sich das alte Bekannte.

Mein Fazit lautet, solange das Unternehmen nicht von einem Big Player ein Übernahmeangebot erhält oder etwas anderes Welt bewegendes eintritt wird es nur bei den Brancheninsidern bekannt bleiben. Dennoch ist es ein Unternehmen, welches einen starken Einfluss hat, auf das was da noch so kommt. In ihrer Nische ist InterDigital bislang unantastbar und unersetzbar, auch wenn die Big Player wie Samsung, Cisco und wie sie alle heißen selbst auch Patente halten und ihre Entwicklung voran treiben.

Die Risiken

Ein Risiko welches ich für InterDigital sehe, ist die Übernahme durch ein weiteres Unternehmen. Zwar ist Kriegskasse gefüllt, damit könnte man Unternehmen die einen Mehrwert schaffen selbst übernehmen oder den Cash Bestand nützlich anderweitig investieren. Jedoch sehe ich aufgrund der Größe das Risiko, dass das Unternehmen übernommen wird. Meiner Meinung nach preist der Markt dies unter anderem in die Bewertung ein.

Ein weiterer Faktor ist China. China könnte selbst versuchen ein Unternehmen aufzubauen, welches dieselben Interessen und Ziele verfolgt. Andererseits wäre es auch möglich, dass die Chinesen das Unternehmen auch übernehmen und unter ihre Kontrolle bringen könnten. Die Frage die sich man hierbei stellen sollte wäre, inwiefern die Vereinigten Staaten dies zulassen würden. Wäre ein Handeln wie im Chipsektor möglich? Das würde wiederum bedeutet, dass kritische Informationen und Know-How nicht an die Chinesen gelangen würden. Das entscheidet die Politik. Ich habe bislang keine Informationen dazu gefunden, in welcher Art und Weise dies einmal in Erwägung gezogen wurde. Eins ist sicher, InterDigital ist mittlerweile auch in China angekommen. Dort unterhält das Unternehmen bereits ein Office.

Quellen:

InterDigital – Corporate Profile

InterDigital: Setting Wireless Standards – Colossus (joincolossus.com)

Dividende von InterDigital im Oktober 2024 (aktienfinder.net)

InterDigital Inc (IDCC) – Stock Unlock

Innovation Momentum Report 2023 (lexisnexisip.com)

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