Suche
Close this search box.

Chevron Corporation: Drill Baby Drill

Die Nummer zwei der Ölproduzenten aus den Vereinigten Staaten Chevron rückt meistens im Hintergrund der Anleger. Heute möchte ich dennoch, auch auf den Wunsch einer Leserin das Unternehmen näher beleuchten.

Das Unternehmen besteht seit 1879 und wurde als Erstes mit dem Namen ,,Pacific Coast Oil Company“ gegründet. Standard Oil, jenes Unternehmen hinter dem John D. Rockefeller stand, ließ Chevron bzw. die Pacific Coast Oil Company mit einer Tochtergesellschaft fusionieren. Der Sherman Antitrust Act vollzog die Aufspaltung von Standard Oil, da nach der Meinung der Politiker Standard Oil und vor allem John D. Rockefeller zu mächtig geworden waren. Seit dem erlangte Chevron die Selbstständigkeit. Es wurden in den folgenden Jahren immer wieder Übernahmen und Fusionen durchgeführt. Der Hauptsitz von Chevron ist in San Ramon, Kalifornien.

Aktuell steht an der Konzernspitze Michael K. Wirth. Herr Wirth arbeitet seit 1982 bei Chevron und war zuvor in verschiedenen Segmenten im Unternehmen tätig. Seit 2018 bekleidet er die Position als CEO. Michael Wirth kann einen Bachelorabschluss als chemischer Ingenieur vorweisen.

Die Aktie

WKN: 852552 ISIN: US1667641005 Symbol: CVX

Ein schmutziges Geschäftsmodell

Chevron ist so wie die meisten anderen Konkurrenten aus der ÖL Branche im Upstream und Downstream tätig.

Im Bereich des Upstream wird Öl und Gas durchbohren und Förderungen an die Oberfläche gebracht.

Währenddessen das Downstream die weiter Verarbeitung von Rohöl beschreibt. So wird aus Rohöl Benzin, Kerosin und Diesel hergestellt. Darüber hinaus werden auch Dinge wie Kunststoff oder Plastik aus Rohöl gefertigt.

Das Midstream zählt als weiterer wichtiger Bestandteil von Chevron für das alltägliche Geschäft. Man bezeichnet beim Midstream die Lagerung und den Transport von Rohöl und Gas.

Das Geschäft von Chevron ist zyklisch. Die Rohöl Preise entstehen immer durch Angebot und Nachfrage. Dementsprechend fällt jedes Geschäftsjahr auch der Umsatz aus. Der Gewinn, der am Ende des Tages erzielt wird, entwickelt sich parallel zum erzielten Umsatz.

Ein weiterer Bestandteil der das Geschäft von Chevron und seinen Mitbewerbern signifikant beeinflusst ist die Organization of Petroleum Exporting Countries oder kurz gesagt die OPEC. Die Mitgliedstaaten dieser Organisation legen einen Korridor fest in dem der ÖL Preis sich bewegen soll. Dies geschieht in dem die Mitgliedstaaten Förderquoten festlegen. Durch Erweiterungen und Verknappungen der Förderquoten entsteht ein Preis der die Monopolstellung eines jeweiligen Staates verhindert. So entstehen für alle Staaten die selben Spielregeln.

Chevron ist in den USA in Texas, New Mexico, Colorado, Kalifornien und den Golf von Mexiko tätig. Außerhalb der Vereinigten Staaten ist Chevron in vielen weiteren Ländern präsent. Das sind zum Beispiel Länder wie Kasachstan, Angola und das Vereinigte Königreich.

Im Geschäftsjahr 2023 produzierte Chevron International pro Tag 3,1 Millionen Barrel Öl nach allen Kosten. Das sind pro Tag 492.900.000 Liter.

Übernahmen von Mitstreitern

Um zukünftig Wachstum zu erzielen werden in der Ölbranche immer wieder Zukäufe getätigt. Diese Zukäufe ermöglichen es den Unternehmen wie Chevron neue Ölfelder zu erschließen und die Produktion in Barrels jeden Tag zu erhöhen. So übernahm Chevron 2023 das in Denver, Colorado ansässige Unternehmen PDC Energy für insgesamt 7,6 Milliarden Euro. Colorado galt 2022 als fünftgrößter Bundesstaat der Vereinigten Staaten in denen Rohöl produziert wird. Das Denver-Julesburg Becken in den Chevron noch stärker durch die Übernahme von PDC Energy tätig ist gilt in Colorado als wichtigstes Rohöl Feld. Mit der Übernahme von PDC Energy erhofft sich Chevron in diesem Becken jeden Tag 400.000 Barrel Öl zu fördern.

Schaubild zur Erklärung wie viel Barrel sind ein Liter
Quelle: Hanisauland

Barrel ist die Maßeinheit, die ein Fass beschreibt. 1 Barrel sind dementsprechend 159 Liter.

Nicht nur PDC Energy wurde durch Chevron übernommen. Der Ölproduzent gab 2023 als einer der größten Akquisition seit Jahren, die Übernahme des Familien geführten Ölunternehmen Hess bekannt. 53 Milliarden US-Dollar soll der Zukauf kosten. Mit den Gesamtverbindlichkeiten liegt der Deal bei 60 Milliarden US-Dollar. Chevron erhält hier einen Zugang zu Öl Felder in Guyana und North Dakota in den USA. Gerade Guyana, ein kleines Land in Südamerika ist für die ÖL Produzenten ein wichtiges Standbein, welches ausreichende Vorkommen an ÖL vorweisen kann. Seit 2015 wurde in keinem anderen Land mehr Öl gefunden als in Guyana. Dennoch entstehen Konflikte, die einerseits Länder bezogen resultieren, andererseits innerhalb der Branche durch Rechtsstreiten mit Konkurrenten entstanden sind.

Geopolitisch sollten die Konflikte zwischen Venezuela und Guyana beachtet werden, wenn ein Investment in Chevron erwägt wird. Denn Venezuela beansprucht seit den Ölfunden in Guyana die Territorien, in denen das Rohöl vorkommt.

Der Rechtstreit mit Exxon Mobil

Durch die Übernahme von Hess, erhält Chevron wie bereits erwähnt einen Zugang zu den Ölfeldern von Guyana. Hierbei beansprucht jedoch auch Exxon Mobil, einen Teil der Ölfelder in Guyana. Exxon Mobil hat bereits in Paris die internationale Handelskammer eingeschaltet, die dies nun klären soll. Es könnte hier zu Problemen kommen, die noch unvorhersehbar sind. Jeder der In Chevron investiert ist oder investieren möchte, sollte sich dessen bewusst sein. Es könnte so zum Beispiel Strafzahlungen kommen die in den Vereinigten Staaten in der Regel sehr hoch sind.

Die Konkurrenz

Wie bereits erwähnt ist Chevron der zweitgrößte Ölproduzent der Vereinigten Staaten. Weltweit gemessen nach den Umsätzen zählt das Unternehmen so einer der größten in der Branche. Die folgende Grafik zeigt die Umsätze aus dem Jahr 2023.

Die zehn größten Ölproduzenten weltweit
Quelle: Statista

In den folgenden Ländern wurde im Jahr 2022 jeden Tag am meisten Rohöl produziert:

Die größten Ölproduzenten nach der Fördermenge in Barrel pro Tag
Quelle: Statista in 1.000 Barrel pro Tag

Erneuerbare Energien und Kraftstoffe

Erneuerbare Kraftstoffe werden bereits durch das Unternehmen produziert und entwickelt. Die Basis dafür bietet unter anderem Soja. Elf Raffinieren, so zum Beispiel auch eine in Emden, Deutschland produzieren Biodiesel. Im Bundesstaat Louisiana produziert bereits eine Raffinerie jeden Tag 22.000 Barrel erneuerbaren Diesel. Vergleicht man es mit den Fördermengen von Rohöl wird ersichtlich, dass die Herstellung von erneuerbaren Kraftstoffen einen kleinen Teil von Chevrons täglichen Geschäft ausmacht.

Trump

Sollte Donald Trump erneut Präsident der Vereinigten Staaten werden (stand 02.11.2024) könnte dies einen positiven Effekt für die Ölbranche haben. Bereits in der Historie und auch in den letzten Wochen hat man erneut die Befürwortung für Öl durch Donald Trump in diversen Medien gesehen. Die Abneigung gegen E-Autos und erneuerbarer Energie ebenfalls. Inwiefern er diese Branche unterstützen wird, kann nur die Zukunft zeigen. Meines Erachtens nach sind bereits in den Aktienkursen die Möglichkeit eines Gewinns für Herrn Trump eingepreist.

Die Kennzahlen

Der Gewinn von Chevron betrug im Geschäftsjahr 2023 21.369 Milliarden US-Dollar. Ein Geschäftsjahr zuvor lag dieser noch bei 35.465 Milliarden US-Dollar. Dieser Unterschied ist recht schnell zu erläutern. Denn im Jahr 2022 stiegen aufgrund des Ukraine Konflikts und der Inflation die Preise für alle Waren und Güter. Im Energiesektor und den dazugehörigen Rohstoffen konnte ein noch höherer Preisanstieg verzeichnet werden, da die Nachfrage nach Alternativen zu Russland als Exporteur von Rohöl und Gas, gerade in Europa gesucht wurde. Auch hier zeigt sich das zyklische Geschäft von Chevron und dessen Konkurrenten. In den letzten fünf Jahren konnte der Gewinn durchschnittlich um 78% gesteigert werden. Dieser Wert von 78% als durchschnittliche Steigerung ist nicht sehr aussagekräftig, da 2020 aufgrund von Corona und des Weltstillstands ein Verlust von -5.543 Milliarden US-Dollar verzeichnet wurde. 2021 lag der Gewinn dann bereits wieder bei 15.625 Milliarden US-Dollar. Das ist ein Anstieg von 382%. Dieser einmalige Effekt verfälscht die durchschnittliche Steigerung des Gewinns in Prozent.

Ölpreis Sorte Brent, sowie WTI und Natural Gas Preis vom ersten Quartal 2021 bis zum letzten Quartal 2023
Quelle: Chevron Geschäftsbericht 2023

Der Upstream Bereich verzeichnet gemessen an dem Gesamtgewinn den größten prozentualen Anteil. So lag dieser 17,4 Milliarden US-Dollar, währenddessen der Downstream Bereich nur 6,1 Milliarden US-Dollar als Gewinn verzeichnen konnte. (Dies sind die Werte vor jeglichen Abzügen) Im Upstream Bereich macht die Förderung von Erdgas den meisten Gewinn aus.

Der Umsatz spiegelt natürlich ebenfalls das zyklische Geschäft des Ölgiganten wieder. Dieser betrug 2023 196.913 Milliarden US-Dollar. 2022 lag dieser noch bei 235.717 Milliarden US-Dollar. Die durchschnittliche Steigerung der letzten fünf Jahre betrug 11,17%.

Der Kassenbestand beläuft sich auf 8.178 Milliarden US-Dollar, die Gewinnrücklagen liegen bei sage und schreibe 200 Milliarden US-Dollar.

Die Verschuldung setzte sich in den letzten Jahren wie folgt zusammen:

Verschuldung und Nettoverschuldung der letzten drei Jahren von Chevron
Quelle: Chevron Geschäftsbericht 2023

Im letzten Geschäftsjahr kaufte Chevron 22.394.671 Millionen Aktien mit einem durchschnittlichen Wert von 152,07 US-Dollar pro Aktie zurück. Das sind 3,4 Milliarden US-Dollar die das Unternehmen für die Selbstkannibalisierung bezahlte. Ich erwähne noch einmal, dass Aktienrückkäufe durchaus sinnvoll sind, wenn die Aktie günstig bewertet ist. Durch die Rückkäufe erhöht sich der Gewinn pro Aktie, was zwar financial engineering darstellt, jedoch zukünftig den Aktienkurs positiv beeinflussen wird.

Die Aktienanzahl weist einen Wert von 1.832 Milliarden Stück auf. Multipliziert man dies mit dem aktuellen Aktienkurs von 151,9 US-Dollar ergibt sich eine Marktkapitalisierung von 278,2 Milliarden US-Dollar. Im Vergleich Exxon Mobil, der direkte Konkurrent, kann eine Marktkapitalisierung von 510,7 Milliarden US-Dollar vorweisen.

Das Goodwill lag im Geschäftsjahr 2023 bei 4.722 Milliarden US-Dollar und spielt damit kaum eine Rolle. Jedoch möchte ich darauf hinweisen, dass wenn die Übernahme von Hess vollzogen ist, das Goodwill durchaus steigen wird. Ein hohes Goodwill sollte im Auge behalten werden, da hohe Abschreibungen durch den Markt negativ betrachtet werden und die Aktie des jeweiligen Unternehmens einbrechen können.

Der Free Cashflow war in den letzten Geschäftsjahren durchgehend positiv. Auch 2020, in jenem Jahr in dem Chevron durch Covid einen Verlust verzeichnen musste. Im Geschäftsjahr 2023 lag der Free Cashflow bei 19.780 Milliarden US-Dollar. Die Dividende konnte somit in der Höhe von 11,6 Milliarden US-Dollar an die Aktionäre ausgeschüttet werden.

Zu Ende letzten Jahres beschäftigte Chevron 45.600 Mitarbeiter.

Die Finanzkennzahlen

Dividendensammler werden sich über die Dividenden von Chevron freuen. Chevron zählt zu dem Kreis der Dividendenaristokraten. Seit 36 Jahren wird die Dividende gesteigert. Gesenkt wurde die Dividende seit 38 Jahren nicht mehr. Die Dividende wird im März, Juni, September und im Dezember ausgeschüttet.

2023 lag die Dividende bei 6,04 US-Dollar. Dieses Jahr werden 6,52 US-Dollar an die Aktionäre ausgezahlt. Das entspricht eine aktuelle Dividendenrendite von 4,29%.

Das aktuelle KGV liegt bei 13,37. Ebenfalls gut abschneiden kann das KBV mit einem günstigen Wert von 1,72.

Ein weiterer guter Wert kann die Eigenkapitalquote aufweisen. Mit 61,52% liegt diese deutlich über den Mindestwert von 25%.

Die aktuelle Umsatzrendite liegt bei 10,8%.

Weiteres Wissenswertes

Chevron hält 4.400 Patente, die neue Technologien und Lösungen in diversen Bereichen, in denen das Unternehmen tätig ist ermöglichen sollen. Damit gilt der Ölproduzent laut eigenen Angaben als Vorreiter in seiner Branche.

Das Unternehmen versucht bis 2050 für den Upstream Bereich CO2- neutral zu werden.

Quellen

Chevron Corporation – Wikipedia

Upstream, Midstream und Downstream | STAUFF

Chevron Corp. completes purchase of Denver-based PDC Energy

Barrel | Politik für Kinder, einfach erklärt – HanisauLand.de

Hess Shareholders Give Approval to $53 Billion Merger With Chevron  – WSJ

Chevron to Buy Hess for $53 Billion – WSJ

Ölvorkommen in Guyana: Darum kehren Migranten zurück – ZDFheute

Chevron Corporation (CVX) Stock Price, News, Quote & History – Yahoo Finance

Dividende von Chevron im November 2024

Energiepolitik: Das letzte Aufbäumen der Ölriesen – Kolumne – DER SPIEGEL

5 1 Abstimmung
Artikel-Bewertung
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
0 Kommentare
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anzeigen

Teilen

Die neusten Beiträge

0
Ich würde mich über einen Kommentar freuenx