In den letzten Tagen habe ich mich mit dem leider bereits verstorbenen Hedgefonds Manager Jim Simons beschäftigt. Eigentlich war dieser ein Mathematiker, kam jedoch nachdem er bei dem Institute for defense analyses gefeuert wurde an die Wall Street. Er gründete den Renaissance Technolgies Fonds und startete somit im Finanzbereich durch. Bis zu seinem Tod im Mai 2024 war er einer der besten Fondsmanager. Er war es, der mich in den letzten Tagen zur Anregung über eine Cash Position zum nachdenken gebracht hat. So habe ich auch unter anderem ein KI generiertes Video auf YouTube angeschaut, welches die Stimme von Herrn Simsons nachahmt. Ob die Aussagen in diesem Video stimmen und von Jim Simons kommen, kann ich nicht klar beweisen. Dennoch hat mich das Video zum nachdenken angeregt. Die Gedanken möchte ich gerne einmal teilen.
Im kommenden Monat bin ich an der Börse seit gut 6 Jahren. Begonnen habe ich mit einem zwei monatlichen Sparplänen in zwei ETFs mit jeweils 50€. Damals wusste ich noch nicht das eine Krise 4 Monate später kommen wird. Dennoch hatte ich bereits viel von meinem Ausbildungsgehalt auf ein Sparkonto hinterlegt. Als die Coronakrise anfing und die Aktienkurse gen Süden gingen, plünderte ich dieses und investierte all das Geld, was ich damals hatte in Aktien. Ich war ein absoluter Anfänger, also machte ich auch Fehler. So kaufte ich Aktien von Unternehmen, dessen Geschäftsmodell ich nicht gut genug verstand und vertraute auf die Analyse von Finfluencer, auch wenn ich mein eigenes Research betrieb. Drei Unternehmen aus dieser Zeit sind allerdings im Depot geblieben. Airbus, Allianz und Microsoft sind jene Aktien die mich bis heute glücklich machen. Auch, wenn ich nicht so viel in die Unternehmen investieren konnte, da es das Azubigehalt nicht hergab, kann ich sagen, dass es eine gute Entscheidung war. Andere Aktien wie Shell oder Alibaba verkaufte ich entweder mit einem Gewinn von plus, minus, null oder mit einem Verlust, da die chinesische Regierung in 2021 den Privaten Sektor an den Kragen ging.
Doch was habe ich durch den Coronacrash gelernt und wie gehen die Starinvestoren mit Crashs um?
Ohne Cash hätte ich nicht die Gelegenheit gehabt während Corona in gute, preiswerte Unternehmen zu investieren. Cash bietet dir die einmalige Gelegenheit in guten Unternehmen zu günstigen Kursen investieren zu können. Wenn man sich vorab mit den wichtigen Fakten des Unternehmens beschäftigt, wie dem Geschäftsmodell, der Bilanz, der GuV und der Kapitalflussrechnung, kann wirklich gute Unternehmen finden und die Anteilsscheine zu tollen Rabatten erwerben. Gerade wenn Crashs kommen kann man hier beherzt zugreifen, währenddessen andere Angst verspüren. So höre ich immer wieder erfahrende Investoren in diversen Interviews hören, wie sie den Grundstein ihres Vermögens in Krisen gelegt haben oder die Krisen ihr Vermögen reichlich vermehrt haben.
Das Learning ist also, das Cash die Möglichkeit bietet möglichst viele Anteilscheine zu besonders niedrigen Kursen zu kaufen, was nichts anderes bedeutet, dass der Einkaufspreis viel niedriger ist. Ein weiteres Beispiel hierfür ist Bill Ackmann, der in der Finanzkrise den zweitgrößten Betreiber für Malls in den Vereinigten Staaten kaufte. Währenddessen alle anderen Angst hatten, stürzte er sich auf das Unternehmen mit dem Namen General Growth und erwarb für 60 Millionen US-Dollar Aktien. Der Einstiegskurs lag bei 34 Cents. Er verkaufte die Aktien hinterher für einen Durchschnittspreis von 31$. Er machte somit aus seinen investierten 60 Millionen US-Dollar, 3 Milliarden US-Dollar.
So eine Aktie zu finden es sehr schwierig und es bedeutet auch gleichzeitig viel Glück zu haben. Allerdings hätte er diese einmalige Chance nicht nutzen können, wenn er voll investiert gewesen wäre und kein Cash zur Verfügung gehabt hätte.
Die Vorteile einer Cashposition
- Cash kann die Performance verbessern, wenn man es richtig einsetzt. Das klingt erst einmal nicht logisch oder? Dennoch ist es recht simpel. Wenn man sein Geld in Unternehmen investiert die durchschnittlich oder gar schlecht performancen, dann wäre es besser, dass man gar nicht erst in diese Unternehmen investiert hätte. Erblickt man eine seltene oder einmalige Einstiegschance in ein Qualitätsunternehmen, investiert in dieses und die Theorie geht auf, dann hat man eine bessere Rendite erwirtschaftet, als die Investition in durchschnittliche oder schlechte Unternehmen. Wie ein Jäger wartet man auf die einmalige Chance die Beute zu fangen. Kaufen, wenn andere Angst haben, rät auch Warren Buffet.
- Cash bietet eine gewisse Flexibilität. Das kann man nicht nur beim investieren in den Aktienmarkt beziehen, sondern auch in den Immobilienmarkt. Jeder sollte einen Notgroschen haben, der dazu dient, dass man zum Beispiel eine Reparatur an dem Auto oder den Neukauf einer Heizung stämmen kann. Anders wie beim investieren in den Aktienmarkt, ist das investieren in Immobilien sehr Kapital lastig. Man sollte hier mehr Kapital zur Verfügung haben, bevor man böse überrascht wird. Cash lässt einen dann in Ruhe schlafen, wenn man weiß das man die Rechnung sofort begleichen kann.
- Cash reduziert das Risiko. Wenn der Cashbestand einen Anteil von 30% des Gesamtwertes eines Depots oder Portfolio ausmacht, ist man weniger Schwankungen ausgesetzt. Gerade für Anleger, die noch nicht lange dabei sind oder keinen richtigen Crash erlebt haben, könnte dies psychologisch helfen. Die Cash-Quote gilt somit als Stoßdämpfer. Außerdem wird das Risiko reduziert Aktien eines Unternehmens zu gekauft zu haben die viel zu teuer bewertet sind. Hierbei meine vorrangig die Fear of missing out oder auch kurz FOMO.
Meine Erfahrung: Der Mix macht es
Ich bin noch lange nicht so erfahren wie andere Investoren oder Anleger. Jeder fährt eine andere Strategie. Für mein wohl befinden war es allerdings immer gut einen gewissen Mix einzugehen, wenn es darum ging in Unternehmen zu investieren. Das tue ich auch immer noch so. Investieren in gute Unternehmen tue ich monatlich. Sei es die Eröffnung einer Position oder das Aufstocken einer Position. Darüber hinaus kaufe ich auch hin und wieder einmalig neue Aktien ein oder stocke die bereits vorhandene Position auf. Cash habe ich immer parat. In den letzten Monaten waren es bei meinem Hauptdepot sogar 12% vom Gesamtwert meines Portfolios. Nach und nach habe ich jedoch tolle Einstiegschancen in Unternehmen gefunden, sodass meine aktuelle Cashposition nur noch einen prozentualen Wert von 2,56% aufweist.
Aktuell stocke ich die Cashposition weiter auf, um mein Depot ein wenig Winterfest zu machen. Da mir das Marktumfeld nicht ganz so gefällt und ich lieber vorbereitet bin, warte ich neue mit große Investitionen ab. Die Sparpläne laufen dennoch und auch kleine Zukäufe lasse ich zu, wenn meines Empfindens nach, der Kurs einer Aktie nachgegeben hat.
Quellen:
Jim Simons (full length interview) – Numberphile
The 60 Million Dollar Trade That Made 3 Billion
(2) Jim Simons: Always Hold CASH To Prepare For Crashes (Cash Is King) – YouTube