Boeing Teil ll, der zukünftige Pleitegeier?

Einst galt der Leitsatz “if it’s not boeing, I’m not going“ nun wird wohl dieser Leitsatz nicht mehr aktuell sein. Beim letzten mal habe ich euch Boeing als Unternehmen vorgestellt. Hierbei habe ich die Historie erläutert. Des Weiteren habe ich den Flugzeugmarkt beleuchtet und die Konkurrenz aufgezeigt. Mit diesem Artikel möchte ich mich heute voll und ganz Boeing stürzen. Was macht das Unternehmen überhaupt? Das wird heute in diesen Artikel geklärt. Außerdem schauen wir uns die momentane Lage an, in der sich Boeing befindet. Wir beleuchten zusätzlich die finanziellen Belange und werfen einen Blick in die Zukunft.

Das Unternehmen und seine Tätigkeiten

Boeing ist US Amerikanisches Unternehmen, dessen Hauptsitz in Arlington Virginia ist. Boeing wechselte mehrfach den Hauptsitz, was für mich persönlich unerklärlich ist, da für ein neues Headquarter immer Geld ausgegeben werden musste. So war der Hauptsitz mal in Seattle, dann in Chicago und nun ist es Arlington geworden. Das Unternehmen produziert zivile und militärische Flugzeuge. Raumschiffe, Satelliten, Hubschrauber, Trägerraketen und Raketenwerfer werden ebenfalls produziert. Dave Calhoun ist der Ceo von Boeing. Dieser wird das Unternehmen Ende des Jahres verlassen. Aufgrund des missmanagement und der vielen Probleme von Boeing entschied er sich den Rücktritt. Calhoun war bevor er Ceo wurde Aufsichtsrat bei Boeing. Das Unternehmen beschäftigt mehr 150.000 Tausend Mitarbeiter Weltweit und operiert in 150 Ländern. Zudem gilt Boeing als einer der größter Exporteure der USA. Die Kunden von Boeing sind Fluggesellschaften und Regierungen die ihre Produkte und Güter erwerben. Das Unternehmen ist in folgenden Geschäftsfelder tätig. Der Umsatz wird dabei wie folgt aufgeteilt:

Der größte Umsatztreiber ist der Geschäftsbereich mit kommerziellen Flugzeugen. Danach der Militärische Geschäftsbereich und zuletzt der Global Service. Was ist der Global Service? Der Global Service hilft den Kunden Beispielsweise Digitale Lösungen und Analyse Dienstleistungen zu nutzen. Es wird zum Beispiel versucht Kosten mittels dieser Hilfestellungen zu reduzieren. Dieser Service wird im kommerziellen und militärischen Geschäftsfeld eingesetzt. Zusätzlich bietet Boeing diesen Service nicht nur für seine eigenen Produkte sondern auch für Produkte anderer Hersteller an. Die Sicherheit steht laut Unternehmensangaben von Nationen und Passagieren im Vordergrund. Boeing Capital steht für diverse Finanzierungen dem Unternehmen zu Verfügung. Die jeweiligen Zusammenfassungen der Umsätze stammen aus den Geschäftsjahren und Berichten 2019 und 2023. Der Umsatz im letzten Geschäftsjahr, bezogen auf die Regionen teilte sich folgend auf:

Es wird sofort ersichtlich, wie wichtig der U.S. Amerikanische Flugmarkt für Boeing ist. Mit einem Anteil von 58,3% am Gesamtumsatz macht dieser den größten Anteil aus.

Die Auftragsbücher sind für Boeing trotz der Schwierigkeiten und Probleme der letzten Monate gut gefüllt. Es besteht also erst einmal keinen Anlass zur Sorge, dass Boeing keine zukünftigen Aufträge haben wird.

Quelle: Wikipedia, die MQ-25 Stingray Drohne ist entwickelt worden um in der Luft Flugzeuge zu betanken. Die Drohne befindet sich immer noch in der Entwicklung und hatte am 19. September 2019 ihren ersten Flug. Hier findest du ein Video vom Testflug.

Die Probleme

Gerade die Zivile Luftfahrt hatte in den Corona Jahren zu kämpfen, sodass die Fluggesellschaften kaum ein Flugzeug in den Himmel schickten. Das Resultat war, dass kaum neue Flugzeuge bestellt und produziert wurden. Nicht nur Corona ließ den Umsatz in diesen Geschäftsfeld von Boeing einbrechen. Sondern auch die Probleme in der Maneuvering Characteristics Augmentation System (MCAS) Software die zwei Flugzeug abstürze von Boeing zuließ. Hierbei handelte es sich um eine 737 Max der indonesischen Fluggesellschaft Lion Air. 189 Menschen starben bei diesen Unglück. Das Flugzeug wurde zwei Monate vorher neu überführt, eigentlich hätten die Mängel entdeckt werden können. Leider reagierte die Software zu aggressiv. Das MCAS ist für die Flugstabilisation zuständig. Am 29.10.2018 drückte die Software die Nase der 737 Max so aggressiv runter, dass das Flugzeug senkrecht nach unten flog. Die Piloten konnten nicht mehr in das System eingreifen, der Absturz war unvermeidlich.

Ein paar Monate später, am 10.03.2019 passierte das selbe Unglück mit einer 737 Max der Ethiopian Airlines Fluggesellschaft. Es starben 157 Menschen.

Bis Mitte 2020 erhielt das Modell 737 Max keine Flugzulassung mehr, denn es musste eine weltweite Lösung gefunden werden. Dadurch musste Boeing sogenannte Kompensationszahlungen an die Fluggesellschaft zahlen, die die 737 Max in ihren Bestand hatten. Hierzu gehörten zum Beispiel Tuifly oder American Airlines. Der Betrag der Kompensationszahlung betrug ca. zwölf Milliarden US-Dollar. 422 der 737 Max konnten nicht ausgeliefert werden, 200 Bestellungen wurden storniert. Die erneute Flugerlaubnis erfolgte im November 2020.

Das Vertrauen ist durch Boeing gegenüber der Fluggesellschaften verspielt worden. Auch in diesem Jahr gab es wieder Probleme bei Boeing. Bei einem Flug ist bei einem Flugzeug der Alaska Airline eine Tür heraus gebrochen. Zum Glück saß kein Fluggast an diesem Platz. Dieser wäre wahrscheinlich gestorben.

Boeing hat meines Erachtens in den letzten Jahren versucht zu günstig zu produzieren um gegenüber der Konkurrenz mitzuhalten. So wurden zum Beispiel wichtige Maße nicht eingehalten. Spalten waren zu groß und stellten ebenfalls eine Gefahr da. In der Anhörung mit Senator Josh Hawley und dem Whistleblower Sam Salehpour, sagt Herr Salehpour aus er würde mit keinem Flugzeug von Boeing momentan fliegen. Es gibt mir zu denken, wenn dies ein Ingenieur von Boeing sagt. Bei einem Investment in Boeing, sollte man sich der Gefahr bewusst sein, dass noch mehr Probleme aufgedeckt werden könnten. Das Resultat wären viele hohe Zahlungen gegenüber den Behörden und Kunden von Boeing.

Immer mehr Fluggesellschaften wie United Airlines zeigen ihre Enttäuschung und ihren Unmut. In dem Interview von CNBC mit dem Ceo von United Airlines Scott Kirby erläutert dieser, dass bestellte Boeing 10 Max Flugzeuge nicht wie erwartet in den vorausgesetzten Zeitplan geliefert werden können. Die Lieferung liegt fünf Jahre hinter den vorgesehenen Zeitplan. Dem Journalist erklärt dieser, dass sie sich als Unternehmen eine Alternative suchen. Wie diese Alternative aussehen wird, ließ Herr Kirby offen, auch nachdem von CNBC gefragt wurde ob Airbus nicht eine Alternative wäre.

Mein Fazit

ist, dass immer noch die Gefahr besteht, dass neue Probleme ans Licht kommen. Dave Calhoun hat seinen Rücktritt bekannt gegeben. Es könnte also jemand neues an die Spitze kommen, der das Unternehmen aus seinen Problemen heraus holt. Vielleicht kann ein Turnaround gelingen. Wobei ich davon ausgehe, dass ein Turnaround lange dauern wird. Die Probleme sind noch zu frisch und die Aufarbeitung wird noch andauern. Dennoch gehe ich davon aus, dass auch die U.S. Regierung ein Garant wie Boeing nicht abstürzen lässt. Das Unternehmen ist für die Regierung zu wichtig, es ist einer der größten Exporteure und produziert Militärische Güter die für die USA essenziell von Bedeutung sind.

Ein Blick auf die Zahlen sollte nicht außer acht gelassen werden.

Die Zahlen

Seit den letzten fünf Jahren verzeichnet Boeing einen Verlust. Addiert man die Summen zusammen hat Boeing in den letzten fünf Jahren 23.868.000.000 USD verbrannt.

Airbus hat in den gleichen Zeitraum 9.754.000.000 Euro verdient. Ich gehe davon aus, dass Boeing auch in den nächsten Jahren erst einmal weiter Geld verbrennen wird. Es werden wohl noch weitere Probleme aufgedeckt werden, die kosten werden. Wie viel das wohl sein wird, wird wohl fraglich bleiben.

Der Umsatz von Boeing zeichnete ebenfalls einen Rückgang an:

Die Schulden nahmen in den letzten Jahren zu und das Eigenkapital entwickelte sich negativ. Gerade die Schulden bereiten mir größere Sorgen. In Corona wurden diese kurzfristig erhöht. Aktuell belaufen sich die gesamten Verbindlichkeiten bei 154 Milliarden US-Dollar. Für die Zukunft halte ich es auch hier ebenfalls realistisch das diese zu nehmen werden, denn laut dem Handelsblatt Artikel vom 29. April möchte Boeing zehn Milliarden US-Dollar am Anleihenmarkt aufnehmen. Laut dem Handelsblatt soll Boeing außerdem in ersten Quartal 3,9 Milliarden US-Dollar an liquiden Mitteln verloren haben. Es sind Spekulationen im Raum, dass Boeing einen alten Bekannten übernehmen könnte, damit die Qualität der Verarbeitung wieder zu nimmt. Spirit AeroSystems gehörte einst zu Boeing und stellt auch Komponenten für Airbus her. Das Unternehmen wurde damals ausgegliedert um Kosten zu sparen. Auch hier könnten wieder kosten anfallen, wenn man sich dazu entscheidet das Unternehmen zu übernehmen. Ich denke, dass wenn es so weitergeht und Geld massiv verschleudert wird das Rating von Boeing von Moodys und Standard and Poors heruntergesetzt wird. Das ist jedoch nur eine Spekulation meinerseits.

*Quelle: Statista, das Eigenkapital von Boeing*

Die Dividenden Jäger unter uns werden von Boeing enttäuscht. Seit 2020 zahlt Boeing keine Dividende mehr. Einerseits ist es gut, denn das gesparte Geld könnte man für die Entlastung der Schulden nutzen. Andererseits war Boeing lange ein Dividendenzahler und zahlte von 1937 bis 2020 kontinuierlich eine Dividende. Diese wurde nicht immer angehoben, nichtsdestotrotz zahlte Boeing diese durchgehend.

Ein Grund für das streichen der Dividende könnte auch der negative Free Cash Flow gewesen sein.

Der Ausblick -es wird turbulent-

Der Wert des Unternehmen sowie der Aktienkurs ist in den letzten Jahren eingebrochen. Das zeigt die Grafik und der Chart.

Quelle: Google

Nach den letzten Meldungen ist ein weiterer Whistleblower gestorben. Die Frage die man sich stellen muss, bevor man in Boeing investiert lautet: ,,Welches Problem wird als nächstes aufgedeckt?“. Ich denke es wird noch einiges auf die Aktionäre zu kommen. Der Kurs der Aktie könnte weiter den Sinkflug anpeilen und mehr Geld wird verbrannt werden. Des Weiteren gehe ich ziemlich stak davon aus, dass Airbus Boeing bei den kommerziellen Flugzeugen weiter überholen wird. Mittlerweile hat es Airbus bereits geschafft mehr Flugzeuge auszuliefern als Boeing. Die Gefahr die noch lauert ist, dass China mit Comac eine weitere Bedrohung für Boeing wird, wenn diese nicht den geraden Weg schnellst möglich einschlagen werden. Meiner Ansicht nach wird es dauern, bis Boeing wieder den Höhenflug erreichen wird. Hierfür wird ein guter Ceo benötigt, der nicht davon zurück schreckt große Veränderungen durchzuführen. Es kann ein interessante Einstiegschance für alle neuen Aktionäre sein. Ich zumindest werde mit meinem Echtgeld Depot monatlich bei Boeing einsteigen.